Nach dem spektakulären Einbruch in den Pariser Louvre am vergangenen Wochenende sprach hr INFO-Moderator Dirk Wagner mit Peter Stürmann, Geschäftsführer der VZM GmbH über Sicherheitskonzepte in Museen und die Frage, wie sich Kulturgüter besser schützen lassen.
Das Interview wurde am 20.10.2025 in der hr INFO Nachrichtensendung “Aktuell” ausgestrahlt.
Das vollständige Gespräch können Sie hier anhören:
Quelle: hr INFO (Hessischer Rundfunk). © hr. Verwendung mit freundlicher Genehmigung.
„Als Sicherheitsberater muss man immer mit dem Unmöglichen rechnen – weil Täter oft kreativer sind als die Verteidiger.“
– Peter Stürmann, Geschäftsführer VZM GmbH
„Sicherheit ist kein einmaliges Projekt, sondern ein kontinuierlicher Prozess. Wer nur Technik installiert und Personal abbaut, handelt kurzsichtig.“
„Baustellen, Einrüstungen oder geänderte Abläufe müssen immer sicherheitsseitig bewertet werden – das sind oft die entscheidenden Schwachpunkte.“
Die VZM GmbH ist seit vielen Jahren auf Sicherheitskonzepte für Museen, Galerien und Kulturinstitutionen spezialisiert. Zu den Leistungen gehören Risikoanalysen, baulich-technische und organisatorische Sicherheitskonzepte sowie die Erstellung und Prüfung von Notfall- und Evakuierungsplänen.
Ob Kulturgüterschutz, Sicherheitsberatung für Museen oder Sicherheitsmanagement für Ausstellungen – VZM unterstützt Unternehmen und Institutionen dabei, Risiken realistisch einzuschätzen und praktikable Lösungen umzusetzen.
Das Ziel: Kulturgüter dauerhaft zu schützen – mit durchdachten, wirtschaftlich tragfähigen Sicherheitsstrategien.
Weitere Informationen zur Sicherheitsberatung für Museen und Kulturgüter.
Nachfolgend finden Sie das Gespräch im Wortlaut (redaktionell gekürzt):
hr INFO: Herr Stürmann, als Sie von diesem Diebstahl im Louvre gehört haben – dass die Diebe als Bauarbeiter getarnt eingestiegen sind – was haben Sie spontan gedacht?
Peter Stürmann: Respekt. Als Sicherheitsberater muss man immer mit dem Unmöglichen rechnen, weil die Täterseite oft kreativer ist als die Verteidiger. Wir müssen uns in Täter hineinversetzen – das war schon ein starkes Stück.
hr INFO: Offensichtlich war die Baustelle ja komplett fingiert.
Peter Stürmann: Das habe ich so noch nicht gehört, aber ich traue es den Tätern zu. Sie haben alles täuschend echt inszeniert – das war professionell gemacht.
hr INFO: Wo liegen grundsätzlich die Schwachstellen bei Museen?
Peter Stürmann: Bei den Finanzen. Sicherheit kostet Geld – nicht einmalig, sondern dauerhaft. Museen sind nicht wirtschaftlich orientiert, daher wird Sicherheit oft als abgeschlossen betrachtet. Aber Sicherheit ist nie fertig.
hr INFO: Mit Technik allein lässt sich das Problem also nicht lösen?
Peter Stürmann: Nein. Personal kostet, und dort wird massiv eingespart. Doch auch bei der Technik passieren Fehler. Wenn ein Fahrzeug bis an die Fassade fahren kann, ohne Alarm auszulösen, ist das ein Systemfehler. Der Zeitfaktor ist entscheidend – und wurde hier verschenkt.
hr INFO: Wie können Museen ihre Sicherheitsvorkehrungen überprüfen?
Peter Stürmann: Regelmäßig testen. Wir führen solche Prüfungen durch – nicht, um jemanden vorzuführen, sondern um technische und organisatorische Lücken zu erkennen. Sicherheit muss laufend überprüft werden, denn Gefährdungen ändern sich. Wenn am Museum gebaut wird, müssen Alarmglocken läuten.
Die britische Tageszeitung The Guardian zitierte Peter Stürmann (VZM) in ihrer Berichterstattung zum Diebstahl im Louvre als Experten für Sicherheitskonzepte in Museen:
„Die solidesten Sicherheitssysteme müssen wie eine Festung gedacht sein. Es sollte mehrere Schutzebenen geben, um Angreifer abzuwehren.“
– The Guardian, 21. Oktober 2025
Zum Artikel : ‘Smash, grab, melt it down’: how material value likely motivated the Louvre heist’
Auch der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) widmet sich in einem aktuellen Beitrag der Frage, wie Museen ihre Kulturgüter besser schützen können. Darin ordnet Peter Stürmann (VZM) den Diebstahl im Louvre fachlich ein und benennt typische Schwachstellen in Sicherheitskonzepten.
„Ich bin der Ansicht, dass man viel verhindern kann, aber hundertprozentige Sicherheit gibt es nicht.“
„Wir sprechen oft vom Zwiebelschalen-Prinzip – und die erste Zwiebelschale ist das Vorfeld eines Gebäudes.“
Der MDR-Beitrag zeigt, wie komplex die Sicherheitslage für Museen geworden ist – und warum Technik, Personal und Umfeld gleichermaßen entscheidend sind.
Zum Beitrag auf mdr.de: Diebstahl im Louvre – Sicherheitsexperte: Einbrüche in Museen können nicht verhindert werden
Autorin: Gabi Szarvas
Sendung: SR kultur – Der Nachmittag, 22.10.2025, 15.45 Uhr
Wer sich vertieft mit dem Thema befassen möchte, findet auf dem Jahresforum „Sicherheit für Museen und Kulturschätze“ der SIMEDIA Akademie aktuelle Fachvorträge und Best-Practice-Beispiele rund um Risiko- und Notfallmanagement im Kulturbereich.