Serverräume, mehr oder weniger groß oder klein, braucht jedes Unternehmen. Serverräume müssen funktionieren, sie sollen aber nichts kosten. Serverräume für hochverfügbare Rechnerwelten werden deshalb immer wieder und gerne in Leicht- und Schnellbauweise errichtet. Gipskartonwände (GKW) mit Holz- oder Metallständerkonstruktion werden zusammengeschustert, um Millionenwerte aufzunehmen und vor allem Millionenschäden an Betriebsausfall zu induzieren, wenn die Räume mal einem ungewollten “Härtetest” unterzogen werden.
Warum ist die Konstruktion so mit Vorsicht zu genießen?
- Räume aus Gipskartonwänden bergen ein immanentes Brandrisiko.
Zwar erreichen die Wände die Qualität F90, doch handelt es sich bei den meisten um eine Prüfung im Labor. Oft werden solche Räume vermeintlich in F90 errichtet, ohne dass der Errichter die richtigen und geprüften Materialien in einer geprüften Konstruktion verwendet. Kaum ein Bauherr lässt sich die technischen Blätter und zertifizierte Konstruktionsunterlagen vorlegen.
- F90 heißt zudem nicht Brandwand!
Hierfür ist Voraussetzung, dass auch eine sog. Stoßprüfung (Standsicherheitsnachweis) stattgefunden hat. Diese ist auf bestimmte Tafelgrößen und die Konstruktion der Ständer ausgerichtet. Wird die Wandgröße (Höhe) überschritten, ist das Bauteil ungeprüft und nicht als Brandwand F90 geeignet. Wenn also eine GKW von 265 cm Höhe geprüft ist, dann gilt das nicht für eine Wand gleichen Materials und gleicher Konstruktion von 365 cm Höhe.
Und es gilt erst recht nicht, wenn der Serverraum in einem bestehenden Raum (z.B. Halle) errichtet wird und ein eigenes Dach, ebenfalls in Leichtbauweise, erhalten soll. Dann sollte auch die Deckenkonstruktion der gleichen Wertigkeit entsprechen (Brand- und Stoßprüfung) wie die GKW.
- Die Deckenkonstruktion ist oft problematisch.
Vor allem gibt es eine Reihe von Räumen, bei denen die Anschlüsse mehr als unbefriedigend sind. Man kann schon im Vorhinein sagen: Schwachstelle Deckenanschluss zur Wand!
- Aber nicht nur wegen des Brandschutzes ist die Stabilität wichtig.
Viele dieser Serverräume werden im Wesentlichen ohne Anwesenheit von Personen betrieben. Daher neigen die Betreiber dazu, sie mit automatischen Löschanlagen auszustatten. Die gasförmigen Löschmittel werden unter Druck gelagert. Beim Ausblasen dehnen sie sich naturgemäß aus. Es entsteht Überdruck im Raum. Die Physik schafft dann u.U. “runde Räume”. Wenn man Glück hat, springen nur die Türen auf… Sicher kann man auch dagegen etwas tun: Druckentlastungsklappen etc. Aber irgendwann fängt die Technik dann an, die scheinbaren Kostenvorteile GKW tot zu rechnen.
Aber selbst sog. Systemräume halten die ggf. auftretenden Drücke nicht immer aus. In München wurde ein hochwertiger IT-Systemraum bei einer Probeflutung „gesprengt“. Das komplizierte Zusammenspiel von Druckentlastung und Flutung hatte nicht geklappt.
- Große Räume, 120 oder gar 300 qm groß, in Gipskarton zu erstellen, grenzt dann erst recht an Suizid-Neigung, wenn die Inhalte (Rechner) schlichtweg nicht ausfallen dürfen. Das Problem ist nicht allein der Brandschutz, sondern sehr stark der Rauchschutz.
- Klappen zum Schutz vor Brand und Rauch sowie zur Entrauchung können in vielen Wänden nicht fachgerecht entsprechend ihrer Zulassung eingebaut werden, weil die GKW die notwendige Bautiefe nicht haben.
- Es gibt Spezialklappen mit Zulassung, doch diese scheitern gelegentlich daran, dass die Stützenweite der Ständerkonstruktion zu gering ist. Vergrößert man sie oder unterfängt die Konstruktion, so kann es sein, dass die Wand schon wieder ihre bauartliche Prüfung verloren hat. Dadurch kann z.B. unbemerkt der Versicherungsschutz für die Inhalte und der Schutz der Betriebsunterbrechungs-Versicherung (FBU) verloren gehen.
- Sog. Lüftungssteine sind in F90-GKW zugelassen. Ein solcher Raum hat allerdings zwei Probleme: Brandschutz auf der einen Seite, Rauchschutz auf der anderen. Lüftungssteine schließen bei Beflammung ihre Öffnungen langsam, aber selbsttätig. Der für die Elektronik absolut tödliche Rauch dringt jedoch bis zum vollständigen Verschluss durch. Da Rauch zumeist relativ kalt ist, erfüllen diese Steine in keinster Weise die Erfordernisse der Serverräume. Sie schließen sich deshalb nur im Testlabor! Dennoch trifft man diese Scheinsicherheit oft an.
- Auch die Schottungen sind ein Problem.
Es gibt kaum Schottungen, die Zulassungen in GK-Wänden haben. Ein besonderes Problem sind auch bei GKW die Weichschotts. Hier addieren sich Labilitäten!
- Wasserschutz, das unbekannte Problem.
Wasser wird als Gott gegeben hingenommen. “Nein – wie das nur passieren konnte, daran denkt nun wirklich keiner!” wird nach einem Wasserschaden oft lamentiert. Bei GKW bekommt man erst recht ein Problem. Gips wird durch Wasser weich. Selbst wenn man Feuchtraumplatten wählt, kann man das Problem nicht ausschließen. Und dicht bekommt man eine solche Wand schon gar nicht, weil kein sicherer Bodenanschluss möglich ist. Abkleben und Schwellenbildung helfen hier nur begrenzt und sind zudem nicht immer mit dem Brandschutz und anderen technischen Anforderungen in Einklang zu bringen.
- Serverparks, in denen für Hunderttausende, wenn nicht gar Millionen Euro Rechner stehen, und von denen zudem unternehmerische Existenzen (eigene und die der Kunden) abhängen, sollte man tunlichst einbruchhemmend gestalten. Versuchen Sie aber mal (was nicht zulässig ist) eine Tür der Klasse RC4 in eine Gipskartonwand zu integrieren! Besser nicht: Es ist schade um das Geld, denn wer die Rechner kaputt machen möchte, macht den Durchbruch neben der Tür, mit Axt oder schonender und noch schneller mit der Akku-Stichsäge. Hinterher würde man sarkastisch sagen: “Der Täter hat die angebotenen Sicherungsmittel leider nicht in Anspruch nehmen wollen…!”